Wenn es läuft, dann läufts! Ganz nach diesem Motto verliefen die letzten vier Partien des Fanionteams. Denn mit zwei Siegen und zwei Unentschieden haben sich die Herrliberger in einen Lauf gespielt und sich vom Ende der Tabelle distanzieren können. Es war aber auch allen bewusst, dass man mit den acht Punkten zwar den ersten Anstieg geschafft hatte, aber noch lange nicht über den Berg war. Denn mit den sechs verbleibenden Spielen ist man eben erst in die Phase gestartet, welche bei der Tour-de-France als Schlussetappe bekannt ist und auf der Champs-Élysées enden würde. Bis die Herrliberger auf diese Zielgerade einbiegen würden, gab es noch so manche steinigen Passagen zu meistern und tückische Schlaglöcher zu umfahren. So bot auch der Auftakt dieses Endspurtes mit einer englischen Woche eine beachtliche Herausforderung. Denn mit den Samstagsheimspielen gegen Gossau und Veltheim und dem Auswärtsspiel in Seen unter der Woche trafen die Herrliberger auf Gegner, welche sich alle mitten im Auf- oder Abstiegskampf befanden. Doch am rechten Zürichseeufer war man sich sicher, dass man für diese Kracher gewappnet war. Denn für solche Momente hat man sich in der Wintervorbereitung im Fitnesskeller die Muskeln gestählert und auf dem Platz die Seele aus dem Leib geschwitzt.
FC Herrliberg 1 – FC Gossau 1 2:2 (2:2), Samstag, 13.05.23
Mit Gossau empfing man zu Beginn dieses Mammutprogrammes eine Mannschaft, welche auch als Wundertüte der Gruppe bekannt war. Denn trotz einem blassen Auftritt gegen die Herrliberger im Hinspiel ist ihre hervorragende Rangierung und der Sieg von letzter Woche gegen Dübendorf Beweis genug, dass dieses Team auch ein anderes Gesicht an den Tag legen konnte. Doch diese Qualitäten liessen noch auf sich warten. Denn das Fanionteam kam mit einem Tempo aus den Startlöchern, welches an Bolt zu Bestzeiten erinnerte. Und mit den ersten beiden Chancen ging man sogleich mit 2:0 in Führung! Zuerst überlobte Gaube stinkfrech vom rechten Strafraumrand den Hüter, ehe Grimm nach Vorlage von Vizner am zweiten Pfosten cool einnetzte. Im LaBanda Sektor setzte man sich bereits mit der Frage auseinander, weshalb man nicht jedes Wochenende auf diese Weise in die Partie startete. Doch der Leichtsinn auf den Zuschauerrängen sollte sogleich sein Ende finden. Denn sichtlich angefressen von dem Rückstand kämpften sich die Gossauer mit hart geführten Duellen und schnellem Umschaltspiel zurück in die Partie. Und erzielten noch vor der Pause mit einem Kopfballtor nach Eckball und einem Volleyabschluss nach weitem Ball den 2:2 Ausgleich. Auch wenn die zweite Hälfte im Vergleich zur Ersten ereignisarm war, so war doch Herrliberg die spielbestimmende Mannschaft. Insbesondere der auffällige Wyss hätte mit drei Chancen innerhalb kürzester Zeit für die Entscheidung sorgen können. Man merkte dem Herrliberger Topscorer allerdings an, dass er momentan unter der Woche auf dem Schiessplatz und nicht auf dem heimischen Langacker an seiner Treffsicherheit feilte. So blieb es bis zuletzt bei einem Unentschieden, mit welchem sich die Gossauer sichtlich leichter anfreunden konnten.
2. Liga. FC Herrliberg 1 – FC Gossau 1 2:2 (2:2)
Langacker, Herrliberg. Tore: 5. 1:0 Gaube, 10. 2:0 Grimm, 20. 2:1 Gossau, 39. 2:2 Gossau
Herrliberg: Lichtin; Carlson (64. A. Lustgarten), I. Lustgarten, Abplanalp, Haussmann; Perucchini; Grimm (86. Furrer), Brauchli (76. Schuhmacher), Vizner, Gaube (69. Al Abbadie); Lauener (72. Wyss)
Bemerkungen: Kein Einsatz: Schenkel, Schaller; Gelbe Karten: 55. I. Lustgarten; 2xGossau
FC Phönix Seen 1 – FC Herrliberg 1 1:2 (1:2), Mittwoch, 17.05.2023
Vier Tage und eine Trainingseinheit später war in Seen die Kulisse für einen Abstiegskampf gesetzt, welcher bei den Herrlibergern Spielern noch lange in Erinnerung bleiben sollte. Denn es war ein Spiel, welches von der Wichtigkeit her im Wembley hätte ausgetragen werden müssen. Die Herrliberger starteten stark in die Partie und setzten Phönix gewaltig unter Druck. Trotzdem musste man entgegen dem Spielverlauf nach einem Eckball in der 20. Minute den Rückstand hinnehmen. Dieser Gegentreffer stachelten die Seebuben zusätzlich an und leitete die beste Phase der Partie ein. Und die Bemühungen sollten sich noch vor dem Pausenpfiff bezahlt machen. Lustgarten zirkelte in der 32. Minute einen Freistoss aus halbrechter Position in das linke Aussennetz, ehe Brauchli nach Vorarbeit von Vizner in der 45. Minute für die 2:1 Führung sorgte. “Die können laufen und spielen” sollte Benz nach der Partie die Leistung von Phönix kommentieren. Und diese Qualitäten sollten im zweiten Durchgang ihren Teil zu einer Abwehrschlacht der Marke “Hochdramatisch” beitragen, bei welcher sich sogar die Macher der Herr der Ringe Trilogie Inspiration hätten holen können. Denn nach dem Pausentee schenkten sich die beiden Mannschaften nichts und kämpften um jeden Meter Rasen. Nach mehreren Glanzparaden von Lichtin und langer Nachspielzeit war der Vorsprung über die Runde gebracht und der viel umjubelte Auswärtssieg amtlich.
2. Liga. FC Phönix Seen 1 – FC Herrliberg 1 1:2 (1:2)
Steinacker, Winterthur. Tore: 23. 1:0 Phönix, 33. 1:1 A. Lustgarten, 43. 1:2 Brauchli
Herrliberg: Lichtin; Haussmann, Abplanalp, Cavaliere, A. Lustgarten; Perucchini; Al Abbadie (80. Grimm), Brauchli (82. Carlson), Vizner, Gaube (75. Furrer); Lauener (76. Linder, 92. Schaller)
Bemerkungen: Kein Einsatz: Schenkel; Gelbe Karten: 73. Lauener, 86. Linder; 4xPhönix
FC Herrliberg 1 – SC Veltheim 1, 0:1 (0:0), Samstag, 20.05.2023
Zum Abschluss dieser Woche gastierte der Wintermeister und jetzige Tabellenzweite Veltheim auf dem Langacker. Und am Spielgeschehen der ersten Hälfte liess sich ablesen, dass die intensive Woche nicht spurlos an den Mannschaften vorbeigegangen war. Denn die Partie war auf beiden Seiten geprägt von unerzwungenen Fehlern und inkonsequent ausgespielten Angriffen. So sorgten die Herrliberger vor allem über weite Bälle auf Lauener für Gefahr, währenddessen die Veltheimer einzig mit Standartsituationen Lichtin auf die Probe zu stellen wussten. So beendete der Schiedsrichter nach 45. Minuten eine Halbzeit, in der Chancen so rar waren wie Pokale in Tottenhams Trophäenkabinett. Beide Teams nutzen die Pause als Bedenkzeit und fuhren den Betrieb nach Seitenwechsel deutlich herauf. Die Bemühungen des Fanionteams mündeten in einer Riesenchance von Perucchini nach Zuckerpass von Vizner und einem gefährlichen Volleyabschluss von Wyss nach Flanke Al Abbadie – beide ohne Erfolg. Auch die Veltheimer hätten nach einem Vorstoss über die rechte Seite und Ausspielung von Hüter Lichtin in Führung gehen müssen. Sie scheiterten allerdings an einer tollen Rettungsaktion von Lustgarten kurz vor der Linie. So haben sich die Zuschauer bereits mit dem Unentschieden angefreundet, als sich der Ball nach dem letzten Eckball von Veltheim einfach nicht aus dem Strafraum klären liess und aus einem riesen Durcheinander den Weg in die Maschen fand. Der 0:1 Rückstand in der 90. Minute liess den Herrlibergern keine Zeit mehr zu einer Reaktion und beendete die hervorragende Punkteserie auf eine kümmerliche Art und Weise.
“Es wird auf jeden Fall keine Langeweile in der Schlussphase aufkommen” liess sich die Achterbahnfahrt an Emotionen von dieser Woche bilanzieren. Mit dem Unentschieden gegen Gossau und dem Sieg gegen Phönix hatte das Fanionteam zwei starke Leistungen abrufen und wichtige vier Punkte im Kampf gegen den Abstieg mitnehmen können. Dennoch ist man im letzten Spiel gegen ein zahmes Veltheim einiges schuldig geblieben und brachte das Tempo und die Qualität der vorherigen Partien nicht auf den Rasen. So hat man den endgültigen Befreiungsschlag verpasst und befindet sich wegen des Sieges von Bassersdorf gegen Wiesendangen wieder mitten im Strichkampf. Auch Benz hat in dieser Woche ein Wechselbad von Gefühlen erlebt: “Über die drei Spiele gesehen gab es sowohl erfreuliche als auch enttäuschende Momente. Gegen Gossau haben wir ein gutes Spiel gezeigt und hätten gewinnen können. Der Auftritt am Mittwoch in Seen war genial und wir haben unser volles Potential ausgeschöpft. An diesem Wochenende gegen Veltheim hingegen überwiegt die Enttäuschung. Denn es hat von der Intensität bis hin zur Konzentration zu viel gefehlt, um das Wettkampfglück auf unsere Seite zu erzwingen.” Aber Benz ist optimistisch, dass seiner Mannschaft ein erfolgreicher Abschluss der Saison gelingen wird: “Wir haben es verpasst, uns mehr Luft zu verschaffen. Die Situation am Strich bleibt eng. Aber der Auftritt gegen Phönix hat uns aufgezeigt, wozu wir in der Lage sind. Das motiviert uns, in den letzten drei Spielen nochmals das Maximum aus uns herauszuholen.” Weiter geht es für das Fanionteam nächsten Samstag um 18:00 auswärts in Beringen.
Berichte Michael Schwarz, FCH 1
2. Liga. FC Herrliberg 1 – SC Veltheim 1 0:1 (0:0)
Langacker, Herrliberg. Tore: 93. 0:1 Veltheim
Herrliberg: Lichtin; Carlson (51. A. Lustgarten), I. Lustgarten, Cavaliere, Haussmann; Perucchini; Grimm (62. Al Abbadie), Brauchli, Vizner (90. Schuhmacher), Furrer (55. Gaube); Lauener (70. Wyss)
Bemerkungen: Kein Einsatz: Schenkel; Gelbe Karten: 46. Carlson, 52. Haussmann, 82. Al Abbadie, 92. Schuhmacher; 3xVeltheim