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Spielbericht
FC Herrliberg 1 – Schwamendingen 1 2:2 (1:2)
Auf der Anzeigetafel leuchtete in rotem Neonlicht die 100ste Minute auf. Das Spiel befand sich tief in der Nachspielzeit und der letzte Einwurf von Carlson wurde aus dem Strafraum geklärt. Die Anspannung auf den Zuschauerrängen schien sich bereits in Ernüchterung umzuwandeln, als das geschah, worauf alle gehofft aber niemand mehr richtig geglaubt hatte – der Ausgleich. Die Hauptrolle in diesem Drama sollte von Haussmann besetzt werden. Denn er spekulierte goldrichtig, fing den Gegenangriff nach Klärungsaktion gekonnt ab und haute aus 30 Metern mit seinem schwächeren linken Fuss voll drauf. Der Ball wurde lang und länger, senkte sich gefährlich vor dem Kasten und schlug mit voller Wucht im rechten Lattenkreuz ein. Ein Gemälde von einem Tor, welches man am liebsten einrahmen und in einer Galerie aufhängen würde. Und welches den Damm der Emotionen zum Brechen brachte. Spieler, Staff und Zuschauer lagen sich in den Armen, jubelten mit erhobenen Händen und feierten den mehr als verdienten Ausgleich zum Punktgewinn.
Aber nun alles der Reihe nach. Eine Woche nach der 0:5 Auftaktpleite gegen Zürich City stand Wiedergutmachung auf dem Programm. Mit einer konzentrierten Trainingswoche und einer Samstagseinheit auf dem Langacker hat sich das Team optimal auf die Begegnung vorbereiten können. Und mit dem FC Schwamendingen bot sich auf Papier ein Gegner, gegen welchen sich die guten Vorsätze in die Tat umsetzen liessen. Denn die Innenstädtler sind wie der Seeclub frisch in die Zweitliga aufgestiegen und haben beim Umgang mit dem höheren Tempo und der höheren Qualität Mühe bekundet. Mit der Überwinterung auf dem 12 Tabellenplatz mit 12 Punkten aus 13 Spielen haben sie viel Lehrgeld bezahlt. Doch das Schwamendingen nicht unterschätzt werden darf, sollten die Herrliberger aus dem Hinspiel gelernt haben. Dort misslang in einer Nachholpartie an einem regnerischen Mittwochabend so ziemlich alles. Nachdem man mit 6 Punkten aus 3 Spielen hervorragend in die Hinrunde gestartet war, verlor man mit einer schwachen Leistung gegen eine an diesem Abend durchaus schlagbare Mannschaft. Doch so hatte das Fanionteam diesen Sonntag nicht nur die Gelegenheit, die Startniederlage vergessen zu machen, sondern auch eine Rechnung aus dem Hinspiel zu begleichen.
Zu Beginn des Spieles liess sich am Spielgeschehen ablesen, dass die Uhr in der Nacht zuvor nicht eine Stunde zurück sondern vor gestellt wurde. Aber schläfrig ging es nicht nur auf dem Platz zu und her. Auch auf den Zuschauerrängen gesellte sich noch so mancher Nachzügler mit Verspätung in den La Banda Sektor. Doch das Warten auf Spektakel sollte sich bezahlt machen. In der siebzehnten Minute hatte Al Abadie einen Geistesblitz, in welchem er sich an Kunststücken von Modric erinnerte, und schickte Lauener mit einem unwiderstehlichen Steilpass in die Tiefe. Dieser zog den Innenverteidigern davon und erzielte mit einem satten Flachschuss die 1:0 Führung. Auftakt nach Mass! Und diese Angriffsauslösung sollte zum Muster der ersten Hälfte avancieren. Immer wieder wurde der pfeilschnelle Lauener mit Pässen in die Tiefe bedient – und stellte die Abwehr der Gäste vor Probleme. So tankte sich der junge Herrliberger Stürmer mehrmals durch die gegnerischen Verteidiger und scheiterte in der 20 Minute aus seitlicher Position am Pfosten und kurz darauf aus zentraler Position am Torhüter. Die Hausherren hatte die Partie bestens im Griff und erstickten die Offensivbemühungen der Stadtzürcher noch ehe sie die Begrenzung des Strafraums überhaupt zu Gesicht bekamen. In der 25. Minute sollte dies zum ersten Mal nicht gelingen. Von der Seite dribbelte ein Zürcher Flügelspieler ins Zentrum, liess zwei drei Gegenspieler alt aussehen und schloss ab. Kawwuumm! Mit einem Hammergeschoss spedierte er den Ball unter die Latte, von welcher er zuerst an den Boden und danach in die Maschen sprang. Dem Debütanten Vasilj im FCH Tor blieb nur das Nachsehen. Dieser Gegentreffer schien das Fanionteam leicht zu verunsichern. Zwar bemühte man sich, den Angriffsfussball munter fortzusetzten. Auf den letzten dreissig Meter liess man nun aber die nötige Konsequenz und Genauigkeit vermissen und scheiterte mehrmals am Zürcher Schlussmann oder am eigenen Unvermögen. Als sich einige Zuschauer bei kühlen Temperaturen schon auf dem Weg ins Hüttli befanden, um sich mit einem Punch aufzuwärmen, sollte Schwamendingen den zweiten gefährlichen Angriff des Spiels fahren. Und dieser hatte es wieder in sich. Erneut dribbelte sich ein Aussenspieler von links in den Strafraum, spielte mehrere gelb/schwarze schwindlig und setzte zum Abschluss an. Vasilj parierte zuerst hervorragend, ehe auch er sich dem Nachschuss geschlagen geben musste. So nahm man einen 1:2 Rückstand in die Pause, welcher in keiner Weise die Kräfteverhältnisse der ersten Hälfte widerspiegelte.
Auch an diesem Spieltag schien das Trainerduo Benz/Meier die richtigen Worte gesprochen und energiebefreiende Impulse in der Kabine gesetzt zu haben. Denn die Herrliberger kamen mit einer Zielstrebigkeit aus der Pause, welche an ein Feuerwehrtrupp auf dem Weg zu einem Grossbrand erinnerte. Und dieser Drive hätte auch gleich zum Ausgleich führen müssen. Von der Seite spielte Vizner einen wunderbaren Ball in die Mitte, wo Lauener eine Luftloch schoss und Haussmann die Schienbeine in den Weg kamen. In diesem Takt ging es weiter. Doch die zweite Halbzeit sollte immer wieder von Verletzungspausen unterbrochen werden. Schied zuerst Lauener durch einen Tritt auf das Handgelenk aus, so stattete die Verletzungshexe kurz darauf dem Schwamerdinger Schlussmann einen Besuch ab, nachdem dieser den Ball mit der Nase statt mit den Händen parierte. Nach sieben minütigem Unterbruch und Austausch von blutverschmiertem Trikot war der Fussball endlich zurück – und die Spannung weg. So plätscherte die Partie bis zu einer Szene in der siebzigsten Minute vor sich hin, welche dem Spiel eine unerwartete Wendung bringen sollte. Mit einem hohen Ball wurde der Schwamendinger Stümer in den Strafraum geschickt. Auf Teufel komm raus geht er mit gestreckten Haxen in den Zweikampf und trifft Schlussmann Vasilj am Schienbein. Ab diesem gefährlichen Einsatz brannte dem erfahrenen Torhüter die Sicherung durch – und ging wutentbrannt seinem Gegenspieler nach. Mit der Hand auf dem Hinterkopf stiess er ihn von sich und konfrontierte ihn über dessen Einsteigen. Der Schwamendinger Angreifer liess sich darauf theatralisch fallen. Dies war dem Schiedsrichter zu viel. Er bat die beiden Spieler zu sich, wertete das Verhalten des Herrlibergers als Tätlichkeit und schickte ihn mit glatt Rot unter die Dusche. Schockstarre auf dem Langacker! Die Karte ist wohl vertretbar, hinterlässt anlässlich der Theatralik des Gegenspielers aber einen faden Beigeschmack. Doch in der anschliessenden Spielphase hätte man meinen können, ein Schwamendinger wäre des Feldes verwiesen worden. Denn die rote Karte mobilisierte Kraft und Spielfreude beim Fanionteam, welche man zehn Minuten davor nicht für möglich gehalten hätte. Ein Angriff nach dem anderen wurde zielstrebig auf den Zürcher Kasten gefahren. Man hätte in dieser Phase eine ganze Seite an Spielern auflisten können, welche aus hervorragender Position das Runde nicht ins Eckige brachten: Furrer zu hoch, Müller und Lustgarten zu schwach, Schuhmacher zu zentral und Abplanalp per Kopf daneben. Und so vergingen die Minuten und das Spiel bewegte sich tief in die Nachspielzeit hinein. Und als die Hoffnung auf den Zuschauerrängen erloschen schien, fiel dieses Wunder an Kiste, von welchem Haussmann noch so manche Nacht träumen und der zukünftige Nachwuchs noch so manche Geschichte erzählt bekommen wird. Und ermöglichte ein Unentschieden, welches mehr als verdient war. Denn ansonsten hätte man schon fast erwägen müssen, eine Fahndungsmeldung wegen dreier entführter Punkte zu erlassen. Und die 10 Minuten Nachspielzeit waren zwar viel, aber auf Grund der vielen Unterbrechungen gerechtfertigt.
Haupttrainer Benz hat an der Seitenlinie ein Wechselbad von Gefühlen erlebt. Er kommentiert die erste Hälfte wie folgt: “Wir sind gut in die Partie gestartet und hatten Schwamendingen gut im Griff. Verdientermassen gingen wir in Führung und hätten den Vorsprung mit den super Chancen nach dem 1:0 auch gleich ausbauen müssen. Es war extrem bitter, mit der ersten Halbchance der Gäste per Weitschuss den Ausgleich zu kassieren. Und auch wenn wir einen solchen Gegentreffer wegstecken müssen, hat er doch Spuren auf unser Spiel hinterlassen.” Diese Spuren zeigten sich wie folgt: “Mit der zweiten Chance erhielten wir auch gleich den zweiten Gegentreffer. Und gingen mit einem 1:2 in die Halbzeit, in der wir nicht in Rückstand hätten liegen dürfen.” Auch die zweite Hälfte sollte die Nerven von Benz strapazieren: “Wir sind gut aus der Pause gekommen und hätten gleich ausgleichen können. Aber die vielen Unterbrüche haben den Spielfluss immer wieder gestört und die Findung eines Rhythmus erschwert. Ab der roten Karte von Vasilj hatten wir nichts mehr zu verlieren und die Jungs zeigten eine klasse Reaktion. Mit dem Ausgleich in der 100. Minute haben wir uns dann zumindest einen hochverdienten Punkt erarbeitet. “ Und Benz bilanziert das Resultat des Spieles mit folgendem Fazit: “Alles in allem Glück im Unglück. Wir haben noch einen Punkt geholt aber eine gewisse Enttäuschung bleibt trotzdem zurück. Denn wir wollten uns für die Niderlage im Hinspiel revanchieren.” Aber man hofft, dass der späte Ausgleich Aufschwung bringt: “Ich hoffe sehr, dass das Tor im einen oder anderen Spieler noch nicht angezapfte Energie und Selbstvertrauen freilässt. Und natürlich, dass er uns für die kommenden Spiele viel Schub bringt.” Diesen Schub können die Seebuben im nächsten Ligaspiel zu Hause am kommenden Samstag, 1. April gegen Rüti gut gebrauchen.
Bericht Michael Schwarz (FCH 1)
2. Liga. FC Herrliberg 1 – Schwamendingen 1 2:2 (1:2)
Langacker, Herrliberg. Tore: 17. 1:0 Lauener, 24. 1:1 Schwamendingen, 41. 1:2 Schwamendingen, 100. 2:2 Haussmann
Herrliberg: Vasilj; Haussmann, I. Lustgarten, Abplanalp, A. Lustgarten (80. Carlson); Perucchini (70. Lichtin); Al Abbadie (60. Furrer), Brauchli (57. Schuhmacher), Vizner, Grimm; Lauener (47. Müller)
Bemerkungen: Kein Einsatz: Schaller, Daull; Rote Karte: 70. Vasilj, Gelbe Karten: 84. Carlson, 90. Schuhmacher, 4xSchwamendingen