dieses Mal mit: Jan Abplanalp
Was hät er mit em FCH z‘tue?»
- Vize-Captain der 1. Mannschaft, MVP des Jahres 2022
- Mein Lieblingsclub in der Schweiz: FC Zürich
- Mein Lieblingsclub im Ausland: FC Barcelona
- Mein Highlight mit dem FCH: Aufstieg in die 2. Liga
Nachträglich herzlichen Glückwunsch zur Wahl des MVP. Was bedeutet Dir diese Auszeichnung?
Vielen Dank! Es ist mir eine riesengrosse Ehre mit diesem Award ausgezeichnet zu werden, vor allem in einem so speziellen und erfolgreichen Kalenderjahr 2022. Klar ist es sehr schön, eine solche individuelle Ehrung zu erhalten, gleichzeitig darf man aber nicht vergessen, dass Fussball ein Mannschaftssport ist. Um erfolgreich zu sein braucht es 11 Spieler auf dem Platz, und das ganze Team neben dem Platz. Genau darum war die MVP-Wahl dieses Jahr auch so knapp wie noch nie, viele im Team hätten diesen Award verdient!
Ich freue mich also unglaublich über diesen Award und möchte mich nochmals bei meinen Teamkollegen bedanken!
Ihr hattet ja wirklich eine herausragende Saison. Aufstieg in die 2. Liga, Cup-Halbfinal. Ich vermute Du bist auch davon überzeugt, dass Ihr den Schwung ins neue Jahr mitnehmen könnt!
Auf jeden Fall! Die Hinrunde war nicht ganz einfach für uns, da wird zwischendurch doch eine Durststrecke hatten. Aus 7 aufeinanderfolgenden Meisterschaftsspielen konnten wir gerade mal 2 Punkte mitnehmen, obwohl wir dem Gegner oft nicht unterlegen waren. Diese Zeit war vor allem auf mentaler Ebene nicht einfach für unser junges Team mit nahezu Null 2. Liga-Erfahrung. Wir haben es aber geschafft, das Momentum in den letzten 3 Meisterschaftsspielen wieder auf unsere Seite zu lenken. Wir konnten uns durch drei sehr gute Leistungen mit 7 Punkten belohnen, und die Hinrunde auf einem Hoch abschliessen. Diesen Schwung wollen wir nun in die Vorbereitung und die Rückrunde mitnehmen.
Wir haben sowohl in der letzten 3. Liga Saison als auch in der aktuellen 2. Liga Saison deutlich gesehen, welchen Vorteil wir uns durch eine harte, intensive Vorbereitung erarbeiten können. So hatten wir das Gefühl, gerade konditionell nahezu jedem Gegner überlegen zu sein. Das Ziel für die Rückrunde muss es sein, wieder an diese Fitness zu kommen, diese gar auszubauen.
Von aussen betrachtet hat man das Gefühl, dass der Star des Teams das Team selbst ist. Würdest Du das ähnlich beschreiben? Oder ist gar der Trainer der Star?
Das sehe ich genau gleich! Unser Kader ist spielerisch sehr ausgeglichen, was es für den Trainer nicht einfach macht, am Spieltag die Startelf zu bestimmen. Genau das ist eine unserer Stärken! Auf jeder Position gibt es mehrere Spieler, die genau wissen, wie die Position in unserem Spielsystem zu bespielen ist. Fällt einer aus, kann der nächste sofort einspringen, ohne die Ordnung aus der Reihe zu bringen. Gerade in einer langen, strengen Saison mit Verletzungen und Absenzen können wir extrem davon profitieren.
Hinzu kommt, dass wir einen unglaublich guten Teamzusammenhalt haben. Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz sind wir ein Team. Jeder versteht sich gut mit jedem. Auch der Trainer spielt dabei eine grosse Rolle. Beni’s respektvoller und transparenter Umgang mit allen Spielern führt dazu, dass allfällige teaminterne Spannungen sofort geklärt werden können. Zudem steckt er unglaublich viel Zeit in administrative Angelegenheiten der Mannschaft wie beispielsweise das Organisieren von Teamanlässe oder Trainingslager, welche unseren Team-Zusammenhalt jeweils weiter stärken.
Dieser solidarische und kameradschaftliche Umgang ist nicht selbstverständlich und auch auf dem Platz zu spüren, beispielsweise im Defensivverhalten. Vom Mittelstürmer bis zum Torwart wird das Herrliberger Tor als eine Einheit verteidigt. Niemand ist sich zu schade, auch hinter den Ball grosse Laufbereitschaft und die nötige Härte an den Tag zu legen und stellt sich vollkommen in den Dienst der Mannschaft. Dieser exzentrischen, teamorientieren Haltung sind auch die defensiv sehr soliden Leistungen der Hinrunde zu verdanken. Wenn wir nun auch offensiv, wie bisher nur ansatzweise gezeigt, so auftreten können, werden wir auch in der 2. Liga Erfolge erzielen können.
Wie erlebst Du den Verein? Oder ist man als Spieler der 1. Mannschaft überhaupt interessiert, was im Verein so geht?
In meinen Augen ist der FCH vor allem bezüglich Vereinszusammenhalt etwas ganz Besonderes. Seit das FCH-Fankollektiv «La Banda» ins Leben gerufen wurde, bekommt man dies als Spieler der ersten Mannschaft speziell gut zu spüren. Es ist ein unglaubliches Gefühl auf dem Platz zu stehen und an der Seitenlinie Fans mit FCH-Flaggen zu sehen, und Fangesänge zu hören. So hat man doch schon fast das Gefühl, wir würden mindestens 1. Liga Fussball spielen. Allgemein habe ich das Gefühl, dass die Zuschauerzahlen auf dem Langacker aber vor allem auch an Auswärtsspielen in den letzten Jahren stark gestiegen sind. Sogar bei einem Mittwochabend-Cupspiel in Ramsen, welches über eine Autostunde von Herrliberg entfernt ist, konnte man mit mitgereisten FCH-Supporter den Sieg feiern. Aber nicht nur bei der ersten Mannschaft zählt man auf den Fansupport. So konnten beispielsweise auch die Ba-Junioren beim Cup-Final im Sommer gegen den FC Dietikon vor einer grossen Fankulisse spielen, wobei sogar ein Car für die Anreise organisiert wurde. Mit solcher Unterstützung macht das Fussballspielen automatisch viel mehr Spass und man ist als Spieler umso motivierter, den Fans eine gute Leistung zu zeigen. Solche unvergessliche Vereinsmomente gab es in den letzten Jahren einige! Ich bin sehr stolz Teil dieses Vereins zu sein, welchen man am besten mit unseren Vereinsslogan beschreiben kann – ä Fründschaft für s’Läbe –
Wie hast Du die umstrittene WM in Katar erlebt? Zufrieden mit dem Ausgang? Zufrieden mit dem Weltmeister?
Die WM 2022 in Qatar war doch sehr speziell. So gab es keine Public-Viewings, bei welchen sich die Zuschauer in T-Shirts und kurzen Hosen einen Sonnenbrand holen konnten. Stattdessen schaute man die Spiele zuhause auf dem Sofa mit Pulli und langen Hosen und konnte sich so gezwungenermassen weniger in die WM-Stimmung bringen, die wir uns von vergangenen Turnieren so gewohnt sind. Dies fand ich doch sehr schade, aus welchem Grund ich auch weniger Spiele geschaut habe. Hinzu kommt die Kontroversität um die FIFA, welche für mich doch einen Schatten auf die Meisterschaft warf. Nichtsdestotrotz habe ich mir die Spiele der Schweiz und diverse andere nicht entgehen lassen.
Retrospektiv betrachtet fand ich die Leistungen der Schweiz, mit Ausnahme des Spiels gegen Serbien doch eher verhalten. Insbesondere vom Achtelfinal-Spiel gegen Portugal war ich sehr enttäuscht. So hatte man nie richtig das Gefühl, das nach dem frühen Rückstand gross Gegenwehr geleistet wurde. Zudem liess sich jegliche Leidenschaft für das Spiel und Siegeswillen, wie man es im Spiel gegen Serbien zeigte, vermissen. Man soll die Mannschaft aber auch nicht nur anhand dieses Spieles beurteilen und überreagieren. Aus den Fehlern soll man lernen und das nächste Mal besser machen. Ich denke die Schweizer Nationalmannschaft hat doch sehr grosses Potential.
Schlussendlich bin ich der Meinung, dass an diesem Turnier trotz kontroversen politischen Voraussetzungen und Boykottierungen der Fussball als Sport gesiegt hat. Es war das perfekte Märchen. So konnte nach dem Finalspiel der beste Spieler aller Zeiten endlich den begehrtesten Pokal im Fussball stemmen. Somit sollte die Frage des besten Fussballspielers aller Zeiten wohl endgültig geklärt sein…
An wen möchtest Du den Ball weiterkicken für das Februar-Interview? Und warum?
Ich würde den Ball gerne an Lajos Vizner weiterspielen. Als langjähriger Fussballspieler, Fan, Spieler der FCH-Senioren 50+ und Vater von Kevin Vizner (Spieler der 1. Mannschaft) hat er sehr viel mit dem FC Herrliberg zu tun.